15. Juni

Pressemeldung — Hepatitis-freies Köln: Ein Modellprojekt für Menschen mit Virushepatitis

Hepatitis-Infektionen entdecken und behandeln, bevor es zu spät ist

Köln, 15.06.2023. Ein breites Aktionsbündnis hat das Projekt Hepatitis-freies Köln ins Leben gerufen: Ziel des Projektes ist, Menschen mit Hepatitis-Infektionen in Köln und Umgebung frühzeitig zu diagnostizieren und ihnen schnelleren Zugang zu einer fachärztlichen Behandlung zu ermöglichen. Dem Bündnis unter Leitung der Deutschen Leberhilfe e.V. gehören drei Fachärzt:innen für Leberkrankheiten, die Unternehmen admedicum und drei pharmazeutische Herstellerfirmen an. Künftig soll das Bündnis sich um weitere Partner:innen erweitern.

Die Therapiemöglichkeiten von Hepatitis-Infektionen haben in den vergangenen Jahren deutliche Fortschritte gemacht. Eine frühe Diagnose und rechtzeitige Behandlung rettet Leben und verhindert die Ansteckung weiterer Menschen. Nach wie vor werden viele chronische Hepatitis-Infektionen jedoch zu spät entdeckt. Die Leber hat kein Schmerzempfinden und kann daher über Jahre unerkannt geschädigt werden, obwohl sich Betroffene lange Zeit normal fühlen oder nur unspezifische Symptome haben wie Erschöpfung, Konzentrationsstörungen, Depressionen oder Gelenkbeschwerden. Unbehandelte Hepatitis-Infektionen schädigen die Leber jedoch und können zu ernsten Spätfolgen wie Leberzirrhose oder Leberkrebs führen.

Webseite Hepatitisfreies-Koeln.de

Webseite Hepatitisfreies-Koeln.de

Fünf verschiedene Hepatitisviren sind heute bekannt, welche zu einer Leberentzündung führen können: Hepatitis A, B, C, D und E. Diese Viren sind nicht miteinander verwandt, werden jeweils unterschiedlich übertragen und anders behandelt. Insbesondere Infektionen mit Hepatitis B, C oder D können chronisch werden. Hepatitis B und D lassen sich jedoch mit Medikamenten wirksam unterdrücken; Hepatitis C ist heute sogar fast immer heilbar.

Im Jahr 2016 setzte die Weltgesundheitsorganisation deswegen das Ziel, Hepatitis B und C bis 2030 weltweit zu eliminieren. Auch die Bundesregierung hat sich diesem Ziel angeschlossen und in Deutschland die BIS2030-Strategie ins Leben gerufen, welche ebenfalls die Hepatitis B und C sowie HIV und weitere sexuell übertragbare Infektionen bis 2030 eindämmen soll.

Aus diesem Grund wurde im Oktober 2021 bundesweit eine neue Regelung beschlossen: Alle Krankenversicherten in Deutschland, die 35 Jahre oder älter sind, können sich einmal im Rahmen der Gesundheitsuntersuchung (Check-up 35) kostenfrei auf Hepatitis B und C untersuchen lassen. Diese Regelung kann, wenn sie konsequent angewendet wird, zu einem Durchbruch in der Diagnose und Behandlung von Hepatitis B und Hepatitis C führen. Hepatitis-Infektionen können grundsätzlich jeden Menschen treffen, unabhängig von Umfeld, Herkunft oder Lebensstil – zum Beispiel durch Blutkontakte, unsterile medizinische Geräte bzw. Tattoo- oder Piercingnadeln, infizierte Sexualpartner:innen oder Mütter vor bzw. während der Geburt. Häufig finden sich Hepatitis-Infektionen in vulnerablen Bevölkerungsgruppen, wie z.B. Menschen ohne festen Wohnsitz, mit Drogengebrauch oder in Haft. Menschen aus Regionen mit höherer Verbreitung von Hepatitis-Infektionen wie z.B. Asien, Afrika oder Osteuropa haben mitunter auch mit sprachlichen und kulturellen Barrieren zu kämpfen.

Eine frühzeitige Diagnose und schnelle Überweisung in fachärztliche Praxen können Leben retten, Gesundheitskomplikationen und soziale Folgen wie z.B. Ausfälle wegen Krankheit verhindern.

Das Modellprojekt Hepatitis-freies Köln möchte diese positiven Entwicklungen in der medizinischen Versorgung an die Menschen in Köln und Umgebung herantragen. Alle diagnostizierten Personen/Menschen sollen möglichst direkt in eine Praxis mit Hepatitis-Schwerpunkt überwiesen werden, um nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft betreut und behandelt zu werden.

Als erster Schritt wurde dazu die Webseite www.hepatitisfreies-koeln.de ins Leben gerufen. Begrüßt werden Besucherinnen und Besucher mit dem kölschen Spruch „Wat wellste maache?“ („Was willst du tun?“) und dem Aufruf, sich auf Hepatitis-Infektionen testen und bei Bedarf behandeln zu lassen.

Die Seite enthält Informationen zum Projekt, eine Übersicht über die Hepatitisviren A bis E und eine Liste von Praxen und Leberambulanzen, an die sich Menschen mit Hepatitis wenden können. Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und kann künftig noch länger werden: Bislang sind bereits elf Zentren gelistet und die Projektinitiator:innen hoffen, dass sich die Zahl beteiligter Praxen und Leberzentren erweitern wird. In einer zweiten Projektphase sollen weitere Beratungsstellen z.B. für Suchtberatung und betreutes Wohnen eingebunden werden.

Zudem wurde ein Flyer erstellt, welcher Hepatitis-Betroffenen in Hausarztpraxen oder Beratungsstellen ausgehändigt werden soll. Auch dieser Flyer enthält eine Auflistung von Praxen und erste kurze Informationen, dass Hepatitis-Infektionen behandelbar sind.

Die Patientenorganisation Deutsche Leberhilfe e.V., deren Geschäftsstelle sich in Köln befindet, leitet das Projekt, während die in Köln ansässige und europaweit agierende Firma admedicum als Projektpartner das Projektmanagement innehat. Die pharmazeutischen Hersteller AbbVie Deutschland, Gilead Sciences und MSD sind sowohl als Sponsoren als auch als Kooperationspartner involviert. Medizinisch-fachlich begleitet wird das Projekt von Herrn Prof. Dr. Christoph Sarrazin aus Wiesbaden (Vorstandsvorsitzender der Leberhilfe), Frau Dr. Nazifa Qurishi von der Praxis Gotenring in Köln und Herrn PD Dr. Dirk Nierhoff vom Kölner Universitätsklinikum.

„Als Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberhilfe e.V. und gebürtiger Kölner freut es mich, das Projekt Hepatitis-freies Köln ins Leben zu rufen“, erklärt Prof. Sarrazin. „Hepatitis-Infektionen sind heute sehr gut behandelbar. Entscheidend ist, dass die Betroffenen rechtzeitig entdeckt und fachärztlich betreut werden, und wir hoffen, dass unser Projekt hierzu beiträgt.“

Wünschenswert ist die Beteiligung weiterer Projektpartner:innen aus medizinischen, sozialen und industriellen Handlungsfeldern und von engagierten Einzelpersonen. Die Projektinitiator:innen stehen bereits in Kontakt mit mehreren Laboren im Kölner Raum, welche ebenfalls Interesse an einer Beteiligung signalisiert haben. Im Erfolgsfall ist denkbar, das Modellprojekt Hepatitis-freies Köln in ähnlicher Form auch in anderen Regionen Deutschlands zu starten.

Informationen zum Projekt Hepatitis-freies Köln finden Sie auf der Webseite www.hepatitisfreies-koeln.de.

Deutsche Leberhilfe e.V.

 

Wer ist die Deutsche Leberhilfe e.V.?

Die Deutsche Leberhilfe e.V. wurde im Jahr 1987 von engagierten Patienten gegründet. Der gemeinnützige Verein ist bundesweit tätig und hat sich als Informationsschnittstelle zwischen Ärzten und Leberpatienten etabliert. Die Leberhilfe verfolgt als Hauptziel, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten, indem sie Patienten und ihre Angehörigen berät und Informationsschriften in verständlicher Sprache herausgibt. Ein weiteres Ziel des Vereins ist, die Bevölkerung über mögliche Ursachen, Verlauf, Therapie und Verhütung von Leberkrankheiten zu informieren. Langfristig soll dies dazu beitragen, Vorurteile zu entkräften und den schlechten Ruf der Lebererkrankungen als „selbstverschuldete” Krankheiten zu verbessern. Der Verein wird von einem ehrenamtlich tätigen Vorstand geleitet und hat in Köln seine Geschäftsstelle, die mit erfahrenen Mitarbeitern besetzt ist. Bei medizinischen Fragen wird die Leberhilfe von einem wissenschaftlichen Beirat unterstützt. Dieser besteht aus namhaften Fachärzten und Wissenschaftlern, die die Richtigkeit, Aktualität und Seriosität der medizinischen Informationen gewährleisten. Weitere Informationen zur Deutschen Leberhilfe e.V. finden Sie unter www.leberhilfe.org.

Pressekontakt:

Ingo van Thiel
Redaktion
Deutsche Leberhilfe e.V.
Krieler Str. 100
50935 Köln
E-Mail (Redaktion) lebenszeichen@leberhilfe.org
Tel. (Redaktion): 0221/2829991

E-Mail für Patient:innenberatung: info@leberhilfe.org
Telefon für Patient:innen: 0221/2829980

 

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