24. Oktober

Update: COVID-19, Lebererkrankungen und Impfungen

24. Oktober 2023. Die COVID-19-Pandemie ist für die Allgemeinbevölkerung vorbei, allgemeine Hygiene- und Schutzvorschriften sind aufgehoben und auch Masken aus dem Alltag weitgehend verschwunden.

Dank Impfungen, durchgemachten Infektionen und der milderen Omikron-Variante war die Fallsterblichkeit bereits im letzten Herbst 2022 deutlich von 4,5% auf 0,1% gesunken. Im Klinik­alltag hat das Virus an Wucht verloren und gilt derzeit nur noch als eine Infektion von vielen.

Das Robert Koch-Institut (RKI) hat kürzlich die Impfempfehlungen auch für SARS-CoV-2 aktualisiert. Für die erwachsene Allgemeinbevölkerung geht das RKI nun davon aus, dass nach mindestens drei „Antigen-Kontakten“ eine Grundimmunität besteht. Das bedeutet: Entweder drei Impfungen oder mindestens zwei Impfungen und eine echte Infektion. Danach gilt für Gesunde unter 60 Jahren, dass aktuell keine weitere Auffrischung vorgesehen ist.

Die aktuell zirkulierenden Corona-Infektionen verlaufen auch bei Säuglingen, Kindern und Jugendlichen überwiegend mild (wenn diese ansonsten gesund sind) und führen nur selten zu Klinikaufenthalten. Aus diesem Grund spricht das Robert Koch-Institut aktuell hier keine Impfempfehlung aus und hält sogar eine Grundimmunisierung für verzichtbar.

Verschwunden ist SARS-CoV-2 damit nicht und aktuell wird wieder eine Zunahme von Infektionen gesehen. Für Leberkranke, die sich schützen möchten, stellt sich daher erneut die Frage: Soll ich meine Impfung auffrischen lassen?

Die Antwort hängt von Ihrem Lebensalter, Ihrer Immunität und Ihrem allgemeinen Gesundheitszustand ab.

Das RKI macht eine Auffrisch-Empfehlung bei Risikogruppen. Hierzu gehören insbesondere Menschen über 60 Jahre und/oder mit Risikofaktoren, wie z.B. Immunschwäche oder schweren Grund­erkrankungen: Diese sollten ihren Impfschutz gegen COVID-19 erneut auffrischen lassen. Erfahrungen der Vergangenheit haben gezeigt, dass COVID-19-Infektionen bei schwer Leberkranken und Transplantierten häufiger ernst verlaufen können. Die derzeit kursierenden SARS-CoV-Varianten sind nach wie vor Unterstämme der Omikron-Variante, also sehr ansteckend, aber häufig etwas milder im Verlauf als frühere Corona-Varianten; dennoch sind sie in ihrer Tödlichkeit nun etwa mit der Grippe vergleichbar – und dieses Risiko ist für Schwerkranke hoch genug.

Eine Auffrisch-Impfung bzw. Impfung ist für Sie als Leberkranke sinnvoll, wenn einer der der folgenden Punkte auf Sie zutrifft, also wenn Sie

  • noch nicht dreimal immunisiert sind (drei Impfungen oder mindestens zwei Impfungen und eine echte Infektion),
  • älter sind als 60 Jahre,
  • schon schwerer leberkrank sind (z.B. Zirrhose, Leberkrebs)
  • lebertransplantiert sind oder Ihr Immunsystem aus anderen Gründen stark unterdrückt ist,
  • andere Risikofaktoren bei Ihnen vorliegen (z.B. Nieren-, Lungen- oder Herzerkrankungen, Adipositas etc.).

Eine Indikation zu einer Impfung oder Auffrischimpfung ist schon gegeben, wenn einer der o.g. Punkte zutrifft.

Eine Auffrisch-Impfung ist dagegen eher nicht nötig, wenn Sie

  • bereits dreimal immunisiert sind,
  • nur eine anfängliche Lebererkrankung haben,
  • unter 60 Jahre alt sind,
  • keine anderen Risikofaktoren für schwere COVID-Verläufe haben (siehe oben).

Da die Entscheidung für eine weitere Auffrischung nun individuell unterschiedlich ist, lassen Sie sich bitte hierzu auch von Ihrer behandelnden Ärztin oder Arzt beraten, welche Ihre persönlichen Befunde kennen.

In der Regel sollte auch bei Auffrischimpfungen ein Mindestabstand von 12 Monaten zur letzten Impfung oder Infektion vorliegen.

 

Sicherheit der COVID-19-Impfstoffe bezüglich Leber

Es gibt grundsätzlich keine Leberkrankheit und kein Krankheitsstadium, welche gegen COVID-Impfungen sprechen. Generell überwiegt der Nutzen der Impfung nach wie vor mögliche seltene Nebenwirkungen. Die Frage nach Leber-bezogenen Nebenwirkungen ist nicht eindeutig geklärt, es existieren jedoch Berichte über – dann meist vorübergehende – Anstiege von Leberwerten.

Es werden Fälle von autoimmuner Hepatitis diskutiert, welche in zeitlicher Nähe zu Impfungen auftraten. Im Herbst 2023 ist jedoch nach wie vor umstritten, ob es sich hier um einen Kausalzusammenhang oder eher um zeitliche Zufälle handelt. Gegen einen Kausalzusammenhang spricht, dass die Zahl der AIH-Neudiagnosen pro Jahr trotz 192 Millionen Impfdosen in Deutschland während und nach der Impfkampagne nicht zugenommen hat. Zudem erhielt eine Reihe von Betroffenen weitere Impfdosen, ohne dass sich ihre autoimmune Erkrankung erneut verschlechterte. Für einen Kausalzusammenhang sprechen sehr seltene (aber hochverdächtige) Einzelfälle, in denen eine autoimmune Leberentzündung erstmals nach einer Impfung auftrat und es nach einer weiteren Impfdosis doch zu einer Verschlechterung kam. Die Diskussion ist weiterhin nicht abgeschlossen.

Wenn Sie den Verdacht auf einen Impfschaden oder ein PostVac-Syndrom haben, können Sie eine entsprechende Verdachtsmeldung über Ihre Praxis oder eigenständig online vornehmen, z.B. hier: https://nebenwirkungen.bund.de/nw/DE/home/home_node.html

In ersten zwei Pandemiejahren 2020 und 2021 gehörten insbesondere schwer Leberkranke zu den Risikogruppen für klinische schwere und tödliche COVID-Verläufe, vor allem Menschen mit Zirrhose, Leberzellkrebs oder nach Lebertransplantation. Es liegen uns keine Daten zum Risiko der aktuell zirkulierenden Varianten für Leberkranke vor, welche derzeit seltener zu klinisch schweren Verläufen führen.

Ihre Deutsche Leberhilfe e.V.

 

Quellen:

  1. Robert Koch Institut: Epidemiologisches Bulletin 21/2023. 25. Mai 2023. https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2023/Ausgaben/21_23.pdf?__blob=publicationFile
  2. S3-Leitlinie – Empfehlungen zur Therapie von Patienten mit COVID-19. Stand 02.03.2023. AWMF-Register-Nr. 113/001. https://register.awmf.org/assets/guidelines/113-001LGl_S3_Empfehlungen-zur-stationaeren-Therapie-von-Patienten-mit-COVID-19_2023-03.pdf
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