11. März

PBC: Seladelpar als Zweitlinientherapie zugelassen

Köln, 11. März 2025. Der PPAR-Agonist Seladelpar wurde am 20. Februar 2025 in der EU für Primär biliäre Cholangitis (PBC) bedingt zugelassen. Das Medikament kann als Zweitlinientherapie für PBC-Patientinnen und Patienten eingesetzt werden, die auf die Erstlinientherapie mit Ursodeoxycholsäure (UDCA) nicht ansprechen oder diese nicht vertragen. Seladelpar wird dann meist als Kombinationstherapie mit UDCA eingesetzt; falls UDCA nicht vertragen wird, kann Seladelpar wie andere Zweitlinien-Medikamente auch einzeln genommen werden.

Seladelpar konnte in der Zulassungsstudie RESPONSE deutlich häufiger bestimmte Leberwerte verbessern als Placebo. Das kombinierte Studienziel der RESPONSE-Studie war (wie bei solchen Studien gängig), dass sich zwei Laborwerte verbessern sollten: die alkalische Phosphatase und das Bilirubin. Die alkalische Phosphatase sollte um mindestens 15% absinken und durfte danach zwar noch etwas erhöht sein, aber weniger als das 1,67-Fache. Das Bilirubin sollte entweder normal bleiben oder, falls es erhöht war, sich normalisieren. Dieses kombinierte Therapieansprechen wurde unter Seladelpar signifikant öfter erreicht als unter Placebo (62% vs. 20%). In einen Viertel der PBC-Betroffenen normalisierte sich die alkalische Phosphatase sogar ganz. Zudem wurden positive Effekte gegen Juckreiz gesehen. Die meisten Betroffenen nahmen zusätzlich Ursodeoxycholsäure ein.

Es wird erwartet, dass diese verbesserten Laborwerte auf einen langfristig milderen Krankheitsverlauf hinweisen. Die Seladelpar-Zulassung wurde von der europäischen Kommission wie üblich „bedingt“, also unter Bedingungen erteilt: Seladelpar muss nun in Langzeit-Studien in den kommenden Jahren zeigen, dass es sicher ist und nicht nur Leberwerte, sondern auch den Verlauf der Lebererkrankung verbessert.

Im September 2024 war schon ein anderer PPAR-Agonist namens Elafibranor als Zweitlinientherapie für PBC bedingt zugelassen worden. Das Arzneimittel hatte in der ELATIVE-Studie ebenfalls die o.g. Studienziele deutlich häufiger erreicht als Placebo. Auch Elafibranor muss nun in Langzeitstudien seine Sicherheit und seinen Effekt auf den Krankheitsverlauf beweisen. Elafibranor und Seladelpar wurden noch nicht direkt in einer Studie miteinander verglichen.

Während mit Seladelpar und Elafibranor nun zwei neue PBC-Medikamente zur Verfügung stehen, ist ein anderes in Deutschland und der EU nicht mehr verfügbar: Obeticholsäure (OCA) wurde Ende November 2024 vom EU-Markt genommen. Anlass war eine Langzeitstudie namens COBALT, die zu unbefriedigenden Ergebnissen führte. OCA war das einzige PBC-Medikament aus der Substanzklasse der FXR-Agonisten, welche damit nun verschwindet. In Ausnahmefällen, wo Patientinnen oder Patienten Obeticholsäure benötigen und keine Alternative haben, kann das Medikament mit fachärztlicher Hilfe noch auf Einzelfallbasis beantragt und über die Schweizer Herstellerfirma Tanner bezogen werden; hier muss jedoch im Einzelfall zunächst geklärt werden, ob die eigene Krankenkasse einer Kostenübernahme zustimmt, obwohl das Medikament in Deutschland und der EU nicht mehr zugelassen ist.

Als sogenannte „Off-Label-Therapie“ kann auch Bezafibrat eingesetzt werden, wenn die Behandlung mit Ursodeoxycholsäure nicht wirkt oder vertragen wird. Damit stehen aktuell drei verschiedene Medikamente zur Auswahl, falls die Standardbehandlung mit Ursodeoxycholsäure nicht funktioniert.

Deutsche Leberhilfe e.V.

 

Quellen:

European Medicines Agency: Seladelpar Gilead. https://www.ema.europa.eu/en/medicines/human/EPAR/seladelpar-gilead

Gilead Sciences GmbH: Gilead’s Seladelpar Granted Conditional European Marketing Authorization for the Treatment of Primary Biliary Cholangitis. https://www.gilead.com/news/news-details/2025/gileads-seladelpar-granted-conditional-european-marketing-authorization-for-the-treatment-of-primary-biliary-cholangitis. February 20, 2025

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