2. Oktober

Pressemeldung zum Liver Cancer Awareness Month: Leberkrebs ist die dritthäufigste krebsbedingte Todesursache weltweit

Köln, 2. Oktober 2023. Im Oktober ist Leberkrebs-Awareness-Monat. Sowohl die Deutsche Leberhilfe e.V. als auch weitere Patientenorganisationen, Fachverbände und Institutionen rund um die Welt nehmen diesen Monat zum Anlass, über Ursachen, Vorbeugung und Behandlung von Leberkrebs zu informieren.

Wie der europäische Hepatologenverband EASL erklärt, starben im Jahr 2020 weltweit rund 800.000 Menschen an Leberkrebs. Damit ist dieser global die dritthäufigste krebsbedingte Todesursache nach Lungen- und Darmkrebs. In Europa werden jedes Jahr etwa 98.000 Menschen neu mit Leberkrebs diagnostiziert und 89.000 Betroffene sterben an den Folgen.

Die Behandlungsmöglichkeiten für Leberkrebs haben sich in den letzten Jahren ganz wesentlich erweitert und verbessert. Und: viele Leberkrebsfälle wären von vornherein vermeidbar.

Leberkrebs ist nach wie vor eine ernste Diagnose. Die Therapiemöglichkeiten haben sich jedoch in den letzten Jahren deutlich verbessert.

Chronisch Leberkranke besonders gefährdet

Leberkrebs tritt am häufigsten bei Menschen auf, die schon seit vielen Jahren leberkrank sind. Zahlreiche Krankheiten können zu einer chronischen Lebererkrankung oder gar einer Leberzirrhose führen: Chronische Hepatitisvirus-Infektionen, Alkohol, Fettlebererkrankungen bei Menschen mit Metabolischem Syndrom, aber auch Stoffwechsel- oder Autoimmunerkrankungen. Viele dieser Erkrankungen sind – je nach Ursache – gezielt behandelbar. Für Hepatitisviren gibt es antivirale Therapien. Bei Alkohol-bedingter Lebererkrankung kann sich das Organ nach Verzicht oft teilweise oder ganz erholen. Beim Metabolischen Syndrom können Lebensstiländerungen auch die Leber schützen. Selbst für seltene autoimmune oder stoffwechselbedingte Erkrankungen gibt es z.T. sehr gezielte Medikamententherapien, welche die Leberschädigung stoppen oder verlangsamen können. Häufig werden Lebererkrankungen jedoch zu spät entdeckt. Die Leber leidet stumm. Wenn Symptome auftreten, sind diese oft über lange Zeit unspezifisch wie z.B. Müdigkeit, Konzentrationsstörungen oder Gelenkschmerzen.

Durch jahrelange Entzündung kann die Leber vernarben, bis eine Zirrhose entsteht. Die Immunabwehr funktioniert bei Zirrhose schlechter, und neue Leberzellen werden weniger und immer chaotischer gebildet. Hiermit steigt das Risiko, dass Tumorzellen dem Immunsystem entwischen und ein Lebertumor entsteht. Bei Zirrhose ist dies in der Regel ein Leberzellkrebs. Dieser wird auch als Hepatozelluläres Karzinom (HCC) bezeichnet. Bei bestimmten Erkrankungen wie z.B. chronischer Hepatitis B oder Fettleberentzündung kann ein HCC aber auch schon entstehen, bevor eine Zirrhose vorliegt.

Auch die Gallenwege oder die Gallenblase können befallen sein. Das Gallengangskarzinom (Cholangiokarzinom, CCA) betrifft die Gallengänge innerhalb oder außerhalb der Leber. Dieses kann ebenfalls bei chronischen Lebererkrankungen auftreten, z.B. bei alkoholischer Lebererkrankung, aber auch bei Gallenwegserkrankungen wie der PSC oder bei Zysten im Gallengang. Gallenblasenkrebs kann bei solchen Erkrankungen ebenfalls auftreten, aber auch eine seltene Komplikation bei Gallensteinen sein. Das Risiko für Gallenblasenkrebs steigt vor allem, wenn die Gallenblase krankhaft verhärtet ist (Porzellangallenblase), bei großen Gallenblasensteinen von mehr als 3 cm oder wenn Polypen in der Gallenblase wachsen.

Krebsvorsorge für Leberkranke

Chronisch Leberkranke sollten Maßnahmen zur Krebsvorsorge wahrnehmen. Dies gilt insbesondere für Menschen mit Zirrhose, die ihre Leber zweimal jährlich mit Ultraschall untersuchen lassen sollten. Menschen mit Gallengangszysten, PSC und anderen Risikofaktoren für ein Gallengangskarzinom sollten sich ebenfalls regelmäßig screenen lassen. Bei krankhaften Veränderungen in der Gallenblase, die das Krebsrisiko erhöhen, wird diese vorsorglich entfernt.

Wie kann Leberkrebs behandelt werden?

Jeder Mensch ist anders, und dies gilt auch bei Leberkrebs. Es gibt niemals die eine Therapie, die allen Betroffenen gleichermaßen hilft. Je nach Tumorstadium, Lebenssituation und Begleit­erkrankungen sind die Behandlungsmöglichkeiten sehr unterschiedlich. Menschen mit einem Leber- oder Gallengangstumor sollten sich daher individuell an einem für diese Erkrankungen erfahrenen Tumorzentrum beraten und betreuen lassen. Dort treffen sich Fachärztinnen und Fachärzte aus der Onkologie, Chirurgie, Radiologie und Hepatologie in einem sogenannten Tumorboard, sehen sich die Befunde der Patientin oder des Patienten an und beraten gemeinsam, welche Behandlung im Einzelfall am meisten Erfolg verspricht.

Wird Leberkrebs früh erkannt und ist noch örtlich begrenzt, lässt sich dieser manchmal durch eine Operation vollständig entfernen. Dies ist eine Heilungschance. In manchen Fällen kann auch die ganze Leber transplantiert werden. Wenn Menschen gleichzeitig eine Zirrhose haben, kann diese damit gleich mit geheilt werden. Eine Transplantation ist aber nur machbar, wenn Tumoren noch relativ klein und auf die Leber begrenzt sind, und wenn der Gesundheitszustand noch stabil genug ist, einen solch großen Eingriff zu überstehen.

Wie auch bei anderen Lebererkrankungen verursachen Lebertumoren im Frühstadium oft keine eindeutigen Beschwerden. Oft werden Lebertumoren erst spät entdeckt, wenn sie sich schon weiter ausgebreitet oder gar gestreut haben. Eine vollständige Entfernung und Heilung ist dann nicht mehr möglich.

Bei Tumoren im mittleren Stadium gibt es verschiedene Therapieverfahren, die das Leben um Monate und manchmal mehrere Jahre verlängern können. Diese örtlichen Verfahren funktionieren dadurch, dass möglichst viel Tumorgewebe zerstört wird, z.B. mit Hitze, Bestrahlung oder der gezielten Zufuhr von Medikamenten ins Tumorgewebe (TACE).

„Ist ein Lebertumor noch weiter fortgeschritten, kann auch hier inzwischen häufiger das Leben signifikant verlängert werden“, erklärt Prof. Dr. Christoph Sarrazin, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberhilfe e.V. „Es gibt hierfür verschiedene systemische Behandlungen und neuerdings auch sehr gut wirksame Immuntherapien.“

In bestimmten Fällen finden sich im Tumor auch veränderte Moleküle, die den Krebs für ganz spezifische Medikamente empfindlich machen.

Bei manchen Menschen ist keine Tumortherapie mehr möglich, weil die Krebserkrankung, die Leberzirrhose oder andere Begleiterkrankungen schon zu weit vorangeschritten sind. Hier steht dann im Vordergrund, Symptome zu lindern und die Lebensqualität im letzten Lebensabschnitt bestmöglich zu erhalten.

Leberkrankheiten vorbeugen heißt Leberkrebs vorbeugen

Vorbeugung gegen Lebererkrankungen ist auch Vorbeugung gegen Leberkrebs. Eine Hepatitis-B-Impfung kann eine Infektion mit Hepatitis-B-Viren und damit eine häufige Leberkrebs-Ursache ausschalten. Die Hepatitis-B-Impfung schützt indirekt auch vor dem gefährlichen Hepatitis-D-Virus, welches nur zusammen mit Hepatitis B auftreten kann. Ein gesunder Lebensstil mit ausgewogener Ernährung kann einer Fettlebererkrankung vorbeugen. Übermäßiger Alkoholkonsum sollte vermieden werden. Und: Wer mit dem Rauchen aufhört, schützt sich nicht nur vor Lungenkrebs, sondern reduziert auch das Leberkrebs-Risiko.

Deutsche Leberhilfe e.V. erweitert ihr Informationsangebot

Die Deutsche Leberhilfe e.V. wird den Awareness-Monat zum Anlass nehmen, ihre Informationen zu Leberkrebs zu erweitern. Im Laufe des Oktobers werden wir neue Online-Informationen zum Gallengangskarzinom und Hepatozellulären Karzinom auf unserer Webseite www.leberhilfe.org zur Verfügung stellen. Zum Zeitpunkt dieser Pressemeldung sind diese Informationstexte noch in Prüfung durch unseren medizinischen Beirat und werden nach Freigabe veröffentlicht. Darüber hinaus ist ein Flyer zum Gallenwegskarzinom in Vorbereitung. Dieser erscheint spätestens im November und wird dann sowohl im Papierformat als auch online kostenfrei verfügbar.

Ingo van Thiel
Redaktion Deutsche Leberhilfe e.V.
medizinische Beratung: Prof. Dr. med. Christoph Sarrazin

 

 

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