26. Juni

Neue Fachbegriffe für Fettlebererkrankungen: Aus NAFLD wird MASLD

Wien/Köln. Fettlebererkrankungen werden künftig weltweit mit neuen Fachbegriffen bezeichnet. Dies betrifft auch die bisherigen Bezeichnungen „nicht-alkoholische Fettlebererkrankungen (NAFLD)“ und die „nicht-alkoholische Steatohepatitis (NASH)“.

Dies erklärte der europäische Hepatologenverband EASL (European Association for the Study of the Liver) am 24. Juni 2023 in einer englischsprachigen Pressemeldung. Die Entscheidung für die neuen Namen wurde von mehreren internationalen Fachverbänden gemeinsam gefällt:

  • Lateinamerika: La Asociación Latinoamericana para el Estudio del Hígado (ALEH)
  • USA: American Association for the Study of Liver Diseases (AASLD)
  • Europa: European Association for the Study of the Liver

Auch weitere Fachverbände und Patientenorganisationen wie unser Dachverband Liver Patients International waren an den Diskussionen der neuen Namensgebung beteiligt. Am letzten Tag des internationalen Leberkongresses des EASL wurden die neuen Fachbegriffe in englischer Sprache vorgestellt, welche nun in die einzelnen Ländersprachen übersetzt werden.

 

Hintergrund: Bisherige Begriffe ungenau und z.T. stigmatisierend

Seit Jahren äußern sich sowohl Hepatologen als auch Patientenvertreter unzufrieden mit den bislang geläufigen Bezeichnungen. Insbesondere die Bezeichnung „nicht-alkoholische Fettlebererkrankungen (NAFLD)“ sorgte schon länger für Kritik: Diese Erkrankungen werden nicht durch Alkohol, sondern durch Faktoren des metabolischen Syndroms verursacht, also z.B. Übergewicht und Diabetes mellitus. Dennoch ist das Wort „Alkohol“ im NAFLD-Namen enthalten, die Erkrankung wird also nach dem bezeichnet, was sie nicht ist. Die Erwähnung des Worts Alkohol kann trotz Verneinung zur Stigmatisierung führen. Ein weiteres Problem mit den bisherigen Begriffen: Diese bildeten bestimmte Formen von Fettlebererkrankungen nicht eindeutig ab. So gibt es Menschen mit Fettleber, die gleichzeitig übergewichtig sind, Diabetes mellitus haben und übermäßig trinken. Zudem gibt es andere Betroffene mit Fettleber, die in keine dieser Kategorien so recht hineinpassen, z.B. schlanke und ansonsten anscheinend Gesunde, welche praktisch keinen Alkohol konsumieren. Mitunter können sich dann andere Erkrankungen dahinter verbergen.

Daher wurde seit dem Jahr 2020 von internationalen Fachverbänden über alternative Namen beraten, welche sinnvoller, positiver und weniger stigmatisierend sind. Nun wurden neue Fachbegriffe festgelegt. Diese stehen bislang erst auf Englisch fest, aber es wird sicherlich in Kürze auch offizielle deutsche Bezeichnungen geben.

 

Was sind die neuen Namen?

Der neue Oberbegriff für Fettlebererkrankungen lautet im Englischen nun „steatotic liver disease (SLD)“. Wörtlich übersetzt bedeutet dies soviel wie „steatotische Lebererkrankung“. (Steatose ist der Fachbegriff für Verfettung.) Dieser Oberbegriff schließt alle Fettlebererkrankungen unabhängig von der Ursache ein.

Zudem wird es neue Unterbegriffe geben, je nachdem ob die Fettleber z.B. durch den Stoffwechsel bedingt ist, durch zu hohen Alkoholkonsum oder eine Mischung aus diesen Faktoren.

Nicht-alkoholische Fettlebererkrankungen werden im Englischen nun als „metabolic dysfunction-associated steatotic liver disease“ oder kurz MASLD bezeichnet. Frei übersetzt heißt dies soviel wie „Metabolische Dysfunktions-assoziierte Steatotische Lebererkrankung“. Auch hier steht der offizielle deutsche Begriff noch nicht fest.

Die nicht-alkoholische Steatohepatitis (NASH) wird ebenfalls umbenannt. Künftig soll diese MASH heißen, was für Metabolic dysfunction-associated steatohepatitis steht. Direkt übersetzt heißt dies „Metabolische Dysfunktions-assoziierte Steatohepatitis“.

Es wurde zudem eine neue Kategorie eingeführt, wenn sowohl Risikofaktoren des metabolischen Syndroms vorliegen als auch zu hoher Alkoholkonsum (140 g/Woche für Frauen bzw. 210 g/Woche für Männer). Als neuer Begriff hierfür wurde nun MetALD eingeführt (Aussprache: Met A-L-D).

Für Menschen mit Fettleber unbekannter Ursache (kein Alkohol, keine metabolischen Faktoren) wurde der Begriff „cryptogenic SLD“ eingeführt. Dies bedeutet wörtlich übersetzt soviel wie eine „kryptogene steatotische Lebererkrankung“, also eine Fettlebererkrankung unbekannter Ursache.

 

Ausblick

Die offiziellen deutschen Übersetzungen für die neuen Fachbegriffe stehen noch nicht fest. Für Ärzte, Patienten und auch Patientenverbände wird dies eine Umstellung bedeuten. Die Fachbegriffe sind teilweise komplexer als bisher, aber wissenschaftlich genauer und weniger stigmatisierend. Auch für dringende Fragen der Forschung sind die Begriffe wahrscheinlich besser geeignet: So ist zum Beispiel zu klären, warum manche Menschen keine klar erkennbaren Risikofaktoren haben, aber trotzdem eine Fettleber entwickeln. Bis jetzt wurden diese – eigentlich aus Verlegenheit – irgendwie den NAFLD-Patienten zugerechnet, obwohl es sich möglicherweise um ein ganz anderes Krankheitsbild handelt. Es ist damit zu rechnen, dass sich die neuen Begriffe künftig Schritt für Schritt durchsetzen werden. Falls Sie dies als Patientin oder Patient lesen und sich mit den neuen Fachbegriffen noch schwertun – Sie können weiterhin auch einfach sagen „Ich habe eine Fettleber“. Um ärztliche Befunde besser zu verstehen, wo dann eben nicht nur „Fettleber“ steht, sondern ggf. MASLD, MASH oder MetALD, ist es aber auch für Betroffene gut, die Fachbegriffe zu kennen.

Deutsche Leberhilfe e.V.

 

Weitere Informationen zum Abstimmungsprozess finden sich in den Fachjournalen der drei internationalen Hepatologenverbände:

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