5. Oktober

Erfahrungsbericht Morbus Meulengracht

Ich bin 31 Jahre alt und weiblich. Bei mir wurde die Verdachtsdiagnose vor ca. sechs Jahren, nachdem ich im Krankenhaus war, gestellt. Aus dem Krankenhaus hatte ich mich selbst entlassen, denn mir wurde vom Krankenhaus Personal Bulemie und/oder eine versteckte Magersucht unterstellt. Es war eine sehr schlimme Zeit für mich, denn ich wog nur noch 45 kg bei 1,70 m Körpergröße und konnte aufgrund von starker Übelkeit kaum Nahrung zu mir nehmen und konnte mir einfach nicht erklären warum. Ich hielt ein paar Untersuchungen im Krankenhaus aus, von denen natürlich keine ein negatives Ergebnis aufzeigte. Nach einem Tag voller Andeutungen und Unterstellungen sowie unangenehmen Untersuchungen entschied ich mich, zu gehen. Das große Blutbild wurde meinem ehemaligen Hausarzt geschickt, der wohl selbst auch an Morbus Meulengracht leidet, bzw. nicht leidet, denn er hat keine Symptome und spielte alles herunter. Ein gesunder Lebensstil würde schon reichen, war sein Ratschlag.

Ein Jahr später wurde ich schwanger, nahm wegen der Übelkeit und wegen des Erbrechens weiter ab und wog letztendlich nur noch 40 kg zu Beginn der Schwangerschaft. Niemand klärte mich über eventuelle Folgen oder Ähnliches auf. Zum Glück hielt dieser Zustand „nur“ drei Monate an, und ab da ging es dann bergauf. Die Übelkeit verschwand und es ging mir das erste Mal in meinem Leben körperlich richtig gut. Doch als mein Sohn in den Kindergarten kam und so ziemlich jeden Infekt, der gerade im Kindergarten umherging, mit nach Hause brachte, ging es wieder bergab. Die Müdigkeit, die depressiven Verstimmungen, die Appetitlosigkeit und Antriebslosigkeit kamen schubweise immer und immer wieder auf mich zu.

Es wäre einfach toll, zum Arzt gehen zu können und sich nicht gleich verurteilt und abgestempelt zu fühlen. Ärzte waren meiner Erfahrung nach immer der Meinung, dass diese Störung keine Symptome zeigt. Ich würde mir wünschen, dass diese „Störung“ ansatzweise wie eine Krankheit angesehen bzw. ernstgenommen wird und eventuelle Symptome unter den Ärzten bekannter wären, sodass nicht ich den Ärzten erklären muss, was für Symptome damit zusammenhängen können.

Die Betroffene möchte anonym bleiben [Anm. der Redaktion].

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