Welt-Hepatitis-Tag am 28. Juli 2018: „Hepatitis: Findet die fehlenden Millionen!“ lautet das Motto in diesem Jahr
Köln, 27. Juli 2018. Weltweit leben laut WHO-Schätzungen 325 Millionen Menschen mit chronischer Hepatitis B oder C. Etwa 90% dieser Betroffenen ahnen nichts von ihrer Infektion. In Deutschland leben schätzungsweise 600.000 Menschen mit diesen chronischen Lebererkrankungen und auch hierzulande ist die Zahl der unerkannten Hepatitis-B- und -C-Infektionen hoch. Ohne Behandlung können beide Infektionen zu Spätfolgen wie Leberzirrhose, Leberkrebs und Tod führen. Dabei gibt es seit langem eine Impfung gegen Hepatitis B und diese Infektion ist mit einer Therapie gut kontrollierbar. Dank neuer Medikamente können nahezu alle Hepatitis-C-Patienten heute geheilt werden.
Das Problem: Chronische Hepatitis-Infektionen bleiben oft lange unerkannt, da sie über viele Jahre keine Symptome hervorrufen. Und genau hier setzt das diesjährige Motto des Welt-Hepatitis-Tages an – die vielen Patienten zu finden, die bisher nichts von ihrer Infektion wissen. Ein effektives Screening und damit eine rechtzeitige Diagnose und Therapie können nicht nur die lebensgefährlichen Spätfolgen für den einzelnen Patienten verhindern, sondern auch Neuinfektionen in der Bevölkerung vermeiden. Sowohl die Therapie der Hepatitis B als auch der Hepatitis C ist kosteneffektiv.
Weltweit 9 von 10 Hepatitis-Infektionen unerkannt!
Im Jahr 2016 hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) einen Aktionsplan ins Leben gerufen, um Hepatitis B und C bis 2030 weltweit einzudämmen bzw. zu eliminieren. Voraussetzung dafür ist jedoch neben der Prävention eine rechtzeitige Diagnose und Behandlung und bei der Hepatitis B auch eine höhere Impfrate. Hepatitis B und C sind eine ernste Bedrohung für die öffentliche Gesundheit: Mittlerweile sind sie für jährlich 1,34 Millionen Tote verantwortlich. Stirbt jemand an Leberkrebs, war in zwei von drei Fällen eine chronische Hepatitis B oder C die Ursache.
Laut der WHO leben weltweit 325 Millionen Menschen mit einer chronischen Hepatitis B und C – davon sind 300 Millionen Infektionen unerkannt. Ohne eine massive Zunahme der Diagnosen werden die Behandlungsraten sinken und die Möglichkeit, diese beiden viralen Hepatitiden bis 2030 zu eliminieren, ist vertan. Dem WHO-Aktionsplan haben 194 Länder zugestimmt, darunter auch Deutschland. Bisher sind aber erst zwölf Länder auf dem Weg, das Ziel der WHO zu erreichen, indem sie jährlich mindestens 7% der Hepatitis-C-Infizierten behandeln. Deutschland steht mittlerweile nicht mehr auf der Liste, weil hierzulande weniger als 7% der Patienten pro Jahr behandelt werden – ein Phänomen in vielen Ländern mit hohem Einkommen, weil die diagnostizierten Patienten fast alle behandelt sind und ein nationales Screeningprogramm fehlt.
Hepatitis B und C in Deutschland
Das Bundesgesundheitsministerium geht davon aus, dass in Deutschland jeweils 300.000 chronisch mit Hepatitis B und C infizierte Personen leben, von denen die meisten nichts von ihrer Infektion wissen. Hepatitis B wird über Körperflüssigkeiten durch direkten Kontakt mit infiziertem Blut, Sperma, Scheidensekret und ggf. Speichel übertragen, Hepatitis C vor allem durch direkten Kontakt mit infiziertem Blut. Zu den wichtigsten Risikofaktoren gehören Blutprodukte vor 1990 (für Hepatitis C), erhöhte Leberwerte, eine Hepatitis B oder C in der Partnerschaft oder Familie, ein häufiger Partnerwechsel, Tätowierungen und Piercings, gemeinsam benutztes Spritzbesteck beim intravenösen Drogenkonsum, Herkunft aus Ländern, in denen in denen Hepatitis B und C weit verbreitet sind sowie schlechte Hygiene bei medizinischen Eingriffen.
Ein effektives Screening auf Hepatitis B und C fehlt bisher hierzulande und wird wahrscheinlich auch in naher Zukunft nicht empfohlen. Und das, obwohl das Bundesgesundheitsministerium 2016 mit „BIS2030“ eine Strategie zur Eindämmung von HIV, Hepatitis B und C und anderen sexuell übertragbaren Erkrankungen beschlossen hat. Um bisher nicht erkannte Hepatitis-B- und -C-Infektionen zu diagnostizieren, wird in diesem Strategiepapier die niedrigschwellige Testung beim Hausarzt neben der Testung von Risikopersonen hervorgehoben. Trotzdem ist seit April 2018 der Hepatitis-C-Antikörpertest für Ärzte nicht mehr kostenneutral, obwohl dieser Test laut HCV-Leitlinie am Beginn der Stufen-Diagnostik steht. Diese Einschränkung hat bereits zu einem Rückgang der Hepatitis-C-Screeningrate geführt.
Andrea Warpakowski
Welt-Hepatitis-Tag
Am 28. Juli 2018 ist Welt-Hepatitis-Tag, der dieses Jahr unter dem Motto steht: „Hepatitis: Findet die fehlenden Millionen!“ Im Hauptfokus des Aktionstages stehen die chronische Hepatitis B und C, welche weltweit insgesamt über 300 Millionen Menschen betreffen. Viele Patienten ahnen nichts von ihren Infektionen, die lange stumm verlaufen und unbehandelt zu tödlichen Spätfolgen führen können. Für beide Infektionen gibt es jedoch wirksame Behandlungsmöglichkeiten: Hepatitis B ist kontrollierbar und Hepatitis C ist sogar heilbar. Umso wichtiger ist es, die unbekannt Infizierten rechtzeitig zu finden.
Informationen zum Welt-Hepatitis-Tag finden Sie auf www.welthepatitistag.info und in englischer Sprache auf www.worldhepatitisday.org.
Quellen:
- Weltgesundheitsorganisation (WHO). Global Hepatitis Report 2017; http://www.who.int/hepatitis/publications/global-hepatitis-report2017/en/. Letzter Zugriff 19.6.2018
- Bundesministerium für Gesundheit: BIS 2030 – Strategie zur Eindämmung von HIV, Hepatitis B und C und anderen sexuell übertragbaren Infektionen. Stand: 12. April 2016. https://www.bundesregierung.de/Content/Infomaterial/BMG/_2851.html; letzter Zugriff 19. Juni 2018
- [nbsp]Weltgesundheitsorganisation (WHO); World Hepatitis Day 2018 Campaign; http://www.worldhepatitisday.org/#current-campaign-wrap ; letzter Zugriff 19. Juni 2018
- Weltgesundheitsorganisation (WHO); Combating Hepatitis B and C to reach elimination by 2030;http://apps.who.int/iris/bitstream/handle/10665/206453/WHO_HIV_2016.04_eng.pdf?sequence=1 ; letzter Zugriff 19. Juni 2018
- Center for Disease Analysis (CDA) Foundation; Working globally to eliminate Hepatitis by 2030; http://cdafound.org/just-12-countries-worldwide-on-track-to-elimina…m-italy-and-spain-among-those-joining-the-list/?platform=hootsuite ; letzter Zugriff 19. Juni 2018
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