Nicht vergessen: Gegen Hepatitis B gibt es eine Schutzimpfung!
Welt-Hepatitis-Tag am 28. Juli 2018
Köln, 11. Juli 2018. Eine Infektion mit Hepatitis B verläuft meist ohne oder nur mit leichten und wenig spezifischen Symptomen wie Fieber, Abgeschlagenheit, Erbrechen und Durchfall – sie bleibt deshalb meist unbemerkt und Menschen, die nichts von ihrer Hepatitis-B-Infektion wissen, können andere unwissentlich anstecken. Übertragen wird das Hepatitis-B-Virus durch direkten Kontakt mit infiziertem Blut, Sperma, Scheidensekret und ggfls. Speichel. Neben Sexualverkehr und verunreinigten Spritzen beim intravenösen Drogenkonsum kann Hepatitis B auch durch unhygienisches Piercen, Tätowieren oder Ohrlochstechen übertragen werden. Blutprodukte sind heutzutage keine Infektionsquelle mehr – alle Blutspenden werden mittlerweile neben HIV auch auf Hepatitis A, B, C und D, demnächst auch auf E getestet.
In den meisten Fällen heilt eine akute Hepatitis-B-Infektion von alleine aus, dann besteht eine lebenslange Immunität; allerdings hinterlässt das Virus seine DNA in Leberzellen, sodass selbst eine „ausgeheilte“ Hepatitis B bei schwerer Immunschwäche wieder aktiv werden kann. Bei 5-10% der Betroffenen kommt es wiederum zu einer chronischen Leberentzündung. Diese kann unbehandelt zu einer Vernarbung der Leber bis hin zu einer Leberzirrhose und zu Leberkrebs führen. Eine chronische Hepatitis B ist nach wie vor nicht heilbar, aber es gibt Medikamente, die das Virus kontrollieren.
Und: Es gibt eine Impfung, die von vornherein gegen Hepatitis B schützt und eine lange Immunität garantiert.
Impfung schützt vor Hepatitis B
Eine Schutzimpfung gegen Hepatitis B gibt es schon seit mehreren Jahrzehnten. Seit 1995 empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert-Koch-Institut, alle Säuglinge und Kleinkinder zu impfen. Damit folgte Deutschland der Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), bis 1997 in allen Ländern die Hepatitis-B-Impfung in das Impfprogramm aufzunehmen. Bei Säuglingen und Kindern ist das Risiko für eine Chronifizierung der Hepatitis B mit 90% besonders hoch. Die Schutzimpfung für alle Kinder wird mit vier Impfstoffdosen mit dem 6-fach-Kombinationsimpfstoff oder mit drei Impfstoffdosen mit dem Hepatitis-B-Einzelimpfstoff durchgeführt. Säuglinge von Hepatitis-B-infizierten Müttern werden sogar direkt nach der Geburt gegen Hepatitis B geimpft.
Die STIKO empfiehlt auch Erwachsenen, sich impfen zu lassen, dazu gehören:
- immungeschwächte Menschen z.B. mit einer HIV-Infektion, Hepatitis-C-Infektion und Dialysepatienten.
- Personen mit einem erhöhten nichtberuflichen Risiko, wie z.B. Kontakt zu an Hepatitis B erkrankten Personen in Familien oder Wohngemeinschaften, Sexualverhalten mit hohem Infektionsrisiko, i.v.-Drogenkonsumenten und Gefängnisinsassen.
- Personal mit einem erhöhten beruflichen Risiko, einschließlich Auszubildende, Praktikanten, Studenten und ehrenamtlich Tätige mit Expositionsrisiko z.B. Personal in medizinischen Einrichtungen, Sanitäts- und Rettungsdienst, Ersthelfer, Polizisten und Personal in Gefängnissen und Asylbewerberheimen.
- Reisende in Länder mit einem erhöhten Vorkommen von Hepatitis B und eher unhygienischen medizinischen Verhältnissen.
Die Erwachsenen erhalten innerhalb von sechs Monaten drei Impfstoffdosen.
Vorurteile gegen das Impfen
Vorurteile gegen Impfungen führen wiederholt dazu, dass Menschen vor der meist sehr gut verträglichen HBV-Impfung zurückschrecken.
Immer wieder wird von einem Zusammenhang zwischen einer Multiplen Sklerose (MS) und der Impfung gesprochen. Die Multiple Sklerose ist eine Autoimmunerkrankung, die durch ein fehlgesteuertes Immunsystem verursacht wird. Da bestimmte Infektionskrankheiten einen MS-Schub auslösen können, gab es theoretische Bedenken, dass eine Immunaktivierung durch eine Impfung ebenfalls einen Schub auslösen könnte. Das konnte bisher jedoch in mehreren Studien nicht bestätigt werden: Bei den geimpften MS-Patienten ist das Risiko eines MS-Schubs innerhalb von sechs Monaten nach der Impfung nicht höher als bei den ungeimpften MS-Patienten.
Auch die Annahme, dass eine Impfung zu einer „abgeschwächten Infektion“ mit Hepatitis B führt, stimmt nicht: Es werden keine lebenden Viren geimpft, sondern leere Virushüllen, die eine Immunität auslösen, ohne dass sich Viren vermehren können.
Therapie kontrolliert die Virusvermehrung
Eine akute Hepatitis B wird in der Regel nicht behandelt, da sie bei Erwachsenen bei rund 90% von spontan ausheilt. Für eine chronische Hepatitis B gibt es verschiedene Therapiemöglichkeiten. Heutzutage gibt es zwar keine heilenden Medikamente, aber Tabletten, die mit einer dauerhaften Einnahme auch dauerhaft die Vermehrung des Virus unterdrücken können. Damit sinkt die Ansteckungsgefahr und die Lebererkrankung kommt zum Stillstand. In einigen Fällen werden auch Interferon-Therapien eingesetzt.
Die Erbsubstanz des Virus – die virale ccc-DNA – verbleibt aber auch bei erfolgreicher Therapie lebenslang in den Leberzellen. Wird eine Tablettentherapie vorzeitig unterbrochen, kann das Virus sich wieder vermehren – die Lebererkrankung schreitet fort und die Ansteckungsgefahr für andere steigt wieder. Eine Tablettenbehandlung darf nur unter bestimmten Voraussetzungen nach mehreren Jahren beendet werden, und dies darf keinesfalls ohne ärztliche Beratung oder Überwachung erfolgen.
Aber auch nach einer durchgemachten, spontan ausgeheilten Hepatitis B verbleibt die ccc-DNA in den Leberzellen und kann bei einer schweren Immunschwäche wieder aktiv werden, z.B. während einer Chemotherapie oder einer immunsuppressiven Behandlung. Eine Infektion mit Hepatitis B sollte deshalb von vornherein mit einer Impfung verhindert werden.
Vorkommen weltweit und in Deutschland
Die Hepatitis B ist weltweit einer der häufigsten Infektionskrankheiten. Laut der WHO lebten 2015 insgesamt 257 Millionen Menschen mit einer chronischen Hepatitis B. Vor allem Afrika und die West-Pazifik-Region sind betroffen. Die Impfrate gegen Hepatitis B mit drei Dosen erreichte 2015 zwar weltweit 84% und ließ die Infektionsrate von Kindern drastisch sinken. Die Rate der ersten Impfung im Säuglingsalter betrug jedoch nur 39%, d.h. die Impfungen erfolgten nach dem Säuglingsalter, also eigentlich zu spät.
In Deutschland leben nach Schätzungen der Bundesregierung 300.000 Menschen mit einer Hepatitis B, von denen aber die meisten nichts von der Infektion wissen.
Weltweit Hepatitis B eindämmen
Die WHO hat im Jahr 2016 beschlossen, Hepatitis B und C bis 2030 weltweit einzudämmen bzw. zu eliminieren. Damit das gelingt, ist neben der Prävention vor allem eine rechtzeitige Diagnose und Behandlung und bei Hepatitis B zusätzlich eine Erhöhung der Impfraten nötig. Auch die deutsche Bundesregierung hat sich dem Kampf gegen Hepatitis angeschlossen: 2016 veröffentlichte sie ihre im Kabinett beschlossene Strategie „BIS-2030 – Bedarfsorientiert, Integriert, Sektorenübergreifend“, die wie die WHO bis 2030 Hepatitis B und C, aber auch HIV und andere Infektionskrankheiten erfolgreich bekämpfen will.
Andrea Warpakowski
Welt-Hepatitis-Tag
Am 28. Juli 2018 ist Welt-Hepatitis-Tag, der dieses Jahr unter dem Motto steht: „Hepatitis: Findet die fehlenden Millionen!“ Im Hauptfokus des Aktionstages stehen die chronische Hepatitis B und C, welche weltweit insgesamt über 300 Millionen Menschen betreffen. Viele Patienten ahnen nichts von ihren Infektionen, die lange stumm verlaufen und unbehandelt zu tödlichen Spätfolgen führen können. Für beide Infektionen gibt es jedoch wirksame Behandlungsmöglichkeiten: Hepatitis B ist kontrollierbar und Hepatitis C ist sogar heilbar. Umso wichtiger ist es, die unbekannt Infizierten rechtzeitig zu finden.
Informationen zum Welt-Hepatitis-Tag finden Sie auf www.welthepatitistag.info und in englischer Sprache auf www.worldhepatitisday.org.
Autor: Andrea Warpakowski
Quelle:
Quellen:
- Robert-Koch-Institut. RKI-Ratgeber Hepatitis B. https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_HepatitisB.html, letzter Zugriff 2.7.2018
- Empfehlungen der STIKO. Schutzimpfung gegen Hepatitis B. https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/Impfen/ImpfungenAZ/HepB/HepB.html; letzter Zugriff 2.7.2018
- Robert Koch-Institut. Epidemiologisches Bulletin 2017/Nr. 35
- Weltgesundheitsorganisation (WHO). Global Hepatitis Report 2017; http://www.who.int/hepatitis/publications/global-hepatitis-report2017/en/. Letzter Zugriff 2.7.2018
- Bundesministerium für Gesundheit: BIS 2030 – Strategie zur Eindämmung von HIV, Hepatitis B und C und anderen sexuell übertragbaren Infektionen. Stand: 12. April 2016. https://www.bundesregierung.de/Content/Infomaterial/BMG/_2851.html; letzter Zugriff 2.7.2018