Neue Daten zur Hepatitis-C-Prävalenz
Magdeburg/Halberstadt. Zur HCV-Prävalenz in Deutschland gibt es unterschiedliche Zahlen. Das Robert-Koch-Institut (RKI) beziffert sie mit 0,5%. Untersuchungen am Klinikum der Frankfurter J.-W.-Goethe-Universität zeigten eine HCV-Prävalenz von 3,5%, die Berliner Charité wiederum gab 2,4% an. Eine aktuelle Münsteraner Studie fand bei 4,1% HCV-Antikörper.Wie sieht es in Mitteldeutschland bzw. den nicht mehr ganz so neuen Bundesländern aus? Zu den HCV-Prävalenzdaten in einer mitteldeutschen Großstadt sowie im ländlichen Raum wurde eine erste Studie vorgestellt. Hierbei wurden die Daten von 12.797 Patienten eingeschlossen, die von April 2009 bis Dezember 2011 in den Notaufnahmen des Universitätsklinikums Magdeburg und des AMEOS-Klinikums Halberstadt behandelt wurden und bei denen eine Blutentnahme erforderlich war. Im Rahmen der labormedizinischen Untersuchungen wurde auf HCV-Antikörper getestet. Bei einem positiven Ergebnis wurden die Patienten informiert und weitergehende Diagnostik in die Wege geleitet.Zu den Ergebnissen: In Magdeburg wurden 5.000 Patienten untersucht, 37 waren Anti-HCV-positiv, was einer Prävalenz von 0,74% entspricht. Es waren in etwa gleich viele Frauen wie Männer betroffen, wobei die Männer in dieser Studie mit 58 Jahren jünger waren als die Frauen, die im Durchschnitt bereits 70 Jahre waren. Bei 68% war die Untersuchung auf HCV-RNA ebenfalls positiv, 62% dieser Patienten hatten auch erhöhte Transaminasen. Bei 31% der Patienten (4 von 13) wurde ein hepatozelluläres Karzinom (HCC) diagnostiziert. Bei der Auswertung der Daten vom Halberstädter Klinikum wurden bislang 6.000 Proben ausgewertet, die Anti-HCV-Prävalenz betrug 0,38%. Hier waren 14 Frauen und neun Männern betroffen, wobei auffallend war, dass 71% (10/14) der Frauen älter als 76 Jahre waren – bei der Erstdiagnose!Die Daten zeigen, dass die HCV-Prävalenz im Vergleich mit den RKI-Daten in einer mittleren Großstadt im Osten Deutschlands eher überdurchschnittlich und im ländlichen Raum leicht unterdurchschnittlich ist. Die Autoren folgern aus den Ergebnissen, dass es sinnvoll wäre, bestimmten Risikogruppen ein HCV-Screening zu empfehlen. Denn so könnte man eine chronische Hepatitis C diagnostizieren und behandeln; Folgen wie Leberzirrhose oder Leberkrebs (HCC) könnten verhindert werden.
Autor: S. Widhalm | Redaktion Leberhilfe | Köln
Auszug aus der Lebenszeichen 1/2013
Quelle:Stein K et al.: Erste Daten zur Hepatitis C-Prävalenz in Mitteldeutschland: Vergleich von Großstadt und ländlicher Region. Präsentation auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten e.V. (DGVS) vom 19. bis 22. September 2012 in Hamburg.