5. Oktober

Medizin-Nobelpreis für die Hepatitis-C-Entdecker

Stockholm, 5.10.2020. Die Entdecker des Hepatitis-C-Virus wurden heute mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet. Die Ärzte Michael Houghton (UK), Harvey J. Alter (USA) und Charles M. Rice (USA) hatten in den Jahren 1988/89 erstmals erfolgreich den Erreger der Hepatitis C nachgewiesen.

Thomas Perlmann, Secretary-General des Nobel-Komitees erklärte hierzu: „Der Preis geht an drei Forscher, die einen maßgeblichen Anteil am Kampf gegen die durch Blut übertragene Hepatitis geleistet haben. Die Krankheit ist ein großes globales Gesundheitsproblem, die bei Menschen rund um den Globus Zirrhose und Leberkrebs verursacht.“

Bis zur Entdeckung des Virus hatte die Hepatitis C, welche unbehandelt zu Zirrhose und Leberzellkrebs führen kann, über Jahrzehnte Rätsel aufgegeben: Das Hepatitis-B-Virus kannte man seit den späten 1960er-Jahren, seit 1973 auch das Hepatitis-A-Virus. Schon damals standen jedoch Mediziner vor Rätseln, wenn Patienten nach Bluttransfusionen an einer Leberentzündung erkrankten, ohne dass diese auf Hepatitis A oder B zurückgingen. Schon 1974 wurde erstmals diskutiert, ob man diese Entzündungen als „Hepatitis C“ bezeichnen könne. Doch der Gedanke wurde zunächst wieder verworfen, weil man nicht wusste, ob nur ein einzelner unbekannter Erreger dahintersteckte oder mehrere unbekannte Hepatitisviren.

Bis Ende der 1980er-Jahre wurden diese Infektionen daher als „Non-A-Non-B-Hepatitis“ bezeichnet. Die Entdeckung machte es erstmals möglich, Blutprodukte auf Hepatitis C zu screenen, welche bis dahin eine häufige Ursache von Infektionen waren.

Zunächst war es nur möglich, das Virus über Blutuntersuchungen nachzuweisen. Es sollte noch bis zum Jahr 2004 dauern, bis das Virus durch den deutschen Virologen Ralf Bartenschlager auch im Elektronenmikroskop sichtbar gemacht wurde.

Die Entdeckung des Hepatitis-C-Virus war auch die Grundlage, nach Therapien gegen die virale Leberentzündung zu suchen. Während die ersten Therapieversuche mit alfa-Interferonen viele Nebenwirkungen hatten und nur selten zur Heilung führten, wurde die Effektivität der Therapie über die Jahre verbessert. Ende der 1990er-Jahre kam Ribavirin hinzu und 2001/2 wurde die Wirksamkeit der Interferone erhöht. 2011 wurden erste direkt antivirale Substanzen verfügbar, die mit Interferonen und Ribavirin kombiniert wurden. Zunächst wurde die höhere Wirksamkeit durch mehr Nebenwirkungen erkauft. Doch in den Jahren 2014 bis 2017 gab es eine Revolution der Hepatitis-C-Therapie. Eine ganze Reihe von antiviralen Tablettentherapien wurde zugelassen, welche schneller und öfter zur Heilung führen und deutlich weniger Nebenwirkungen haben. Interferon wird heute nicht mehr empfohlen und Ribavirin nur noch in bestimmten Fällen eingesetzt.

Nun ist es das erklärte Ziel der Weltgesundheitsorganisation, Hepatitis C ebenso wie Hepatitis B bis zum Jahre 2030 erfolgreich einzudämmen; ein Ziel, dem sich auch die Deutsche Bundesregierung mit ihrer BIS2030-Strategie verschrieben hat.

Ohne die Entdeckung des Virus in den Jahren 1988/89 durch Houghton, Alter und Rice wäre diese Entwicklung nicht möglich gewesen. Mittlerweile verdanken viele Millionen Menschen dieser Entdeckung ihr Leben, weil ihnen die Infektion durch sicherere Blutprodukte ganz erspart blieb oder durch Therapien geheilt werden konnte.

Es ist nicht der erste Medizin-Nobelpreis, der im Bereich der Virushepatitis verliehen wurde: 1976 erhielten Dr. Baruch Blumberg und Dr. D. Carleton Gajdusek den renommierten Preis für die Entdeckung des Hepatitis-B-Virus. Der nun  ausgezeichnete Dr. Harvey J. Alter, welcher damals nicht berücksichtigt wurde, hatte ebenfalls bei der Entdeckung des Hepatitis-B-Virus mitgewirkt.

Deutsche Leberhilfe e.V.

 

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