Autoimmune Hepatitis: Kranker Körper, gesunder Geist – nutze die Chance
Nein meine lieben Leserinnen und Leser, dies ist kein Kalenderspruch. Diese Überschrift spiegelt die Geschichte wider, die ich Euch heute ans Herz legen möchte.
Ich heiße Michael D. und möchte in dieser Erzählung versuchen, Euch die Auswirkungen von positivem Denken, trotz herber Rückschläge, näherzubringen.
Du kannst dein Leben grundsätzlich immer erfolgreich gestalten. Du musst nur den Willen haben, auch nach vorne zu sehen und es natürlich auch zu MACHEN.
Ausreden wie „könnte“, „wollte“, „aber“, „müsste“ oder auch „sollte“ nützen keinem. MACHEN heißt das Zauberwort. Ich erahne schon Ihre verdrehten Augen: „was will der Typ von mir?“
Daher komme ich direkt einmal zu meiner Person.
Mein Name ist Michael D., bin 44 Jahre alt und wohne in der Vulkaneifel. Seit 1996 bin ich Angehöriger der Bundeswehr und mittlerweile im Status des Berufssoldaten.
Meine Frau betreibt einen eigenen Friseursalon und wir sind Eltern zweier Kinder.
Da ich bei der Bundeswehr meine Berufung gefunden hatte, war ich immer sehr motiviert, zielstrebig und karrierefreudig. In meiner Dienstzeit durfte ich an unzähligen Ausbildungen und
Übungen teilnehmen, die meisten davon waren sogar freiwillig. Auch an Auslandseinsätzen wie z.B. Afghanistan oder Mali war ich beteiligt und komme so auf ca. 750 Tage in Krisen,- Kriegsgebieten.
Nein sagen, mich zurücknehmen oder ausruhen kannte ich damals nicht, zum Leid meiner Familie.
So Mitte 2014 wurden meine Leberwerte erstmals auffällig und nach den ärztlichen Aussagen waren es wohl Nachwirkungen von Impfungen, Malaria-Prophylaxe oder den Gegebenheiten der
Aufenthalte in fremden Ländern. Ende 2016 wurde bei mir, nach einem Afrikaeinsatz, eine Q-Fieber-Infektion festgestellt. Nach dem Behandeln des Q-Fiebers wurden aber die Anzeichen immer drastischer und man führte eine Leberbiopsie durch.
Den Tag der Diagnose werde ich wie bestimmt viele von euch nie wieder vergessen. Das Wort „Autoimmune Hepatitis“ und die darauffolgende Erklärung waren für mich ein Schlag ins Gesicht. Vielleicht kennt ihr das Gefühl, rückwärts in ein tiefes Loch zu fallen. Vorne der helle Punkt (Tageslicht) wird immer kleiner und du weißt aber nicht, wann der Aufprall kommt, und
wie der Aufschlag sich anfühlt. An Teile der Aufklärung durch den Arzt kann ich mich gar nicht mehr erinnern, da ich in der Zeit in einer anderen Welt herumgetorkelt bin, auf der Suche nach dem „Warum ich?“ und „Was habe ich der Welt angetan, um so bestraft zu werden?“.
Die Heimfahrt damals war wie in einem Tunnel, mit Tränen in den Augen. „Das war’s“ und „ich kann mir gleich einen Strick nehmen“ waren meine Phrasen im Kopf. Dieses Gefühl können wohl nur Betroffene nachvollziehen, oder?
Dann kamen die erschrockenen Gesichter meiner Angehörigen. Auch für sie war es ein einschneidender Moment. Eigentlich fragt man sie leider immer zu selten, wie es ihnen geht.
Der Kranke steht meistens im Vordergrund.
Daher mein erster Rat: egal wie sehr man als Erkrankter leidet, denk immer daran: Deine Familie bzw. Angehörigen leiden ebenfalls und können auch nichts dafür, dass es dich erwischt hat.
Bedanke dich ab und zu für ihr Verständnis, ihre Aufmerksamkeit oder einfach nur, dass sie zu dir halten und dich nicht alleine lassen. Wertschätze sie einfach. Oft geht es einem danach sogar selbst besser. Probiere es mal aus, falls es nicht sogar schon passiert ist.
Nun stand ich da vor meinem Scherbenhaufen.
Die ersten Wochen verbrachte ich mit Zusammensuchen von Informationen über alles, was man über AIH im Internet und Fachbüchern finden konnte. Auch Gespräche mit Fachärzten und Patienten standen auf meinem Stundenplan.
Das Lesen in Foren auf den unterschiedlichsten Web-Seiten brachte mir sogar auch etwas Sachwissen. Leider zog es mich psychisch noch mehr in den Keller, da sich viele in diesen Foren oft überbieten wollen, wer nun mehr Tabletten, eine höhere Dosis oder schwerere Schübe bekommt. Eigentlich habe ich nur negative Einstellungen herauslesen können, was mich dazu bewog, diese Foren wieder zu verlassen.
Aus dieser Erfahrung heraus meinen nächsten Ratschlag: Umgib dich nicht mit Menschen, die dich nach unten ziehen und dir nur negative Auswirkungen prophezeien. Das Glas ist nicht immer halb leer, sondern vielleicht sogar halb voll.
Suche dir positive Menschen und lass dich von den Emotionen anstecken. Es geht immer nur nach vorne. Die Vergangenheit kannst du nicht mehr ändern. Akzeptiere einfach und setzte deine Energie nicht in Trauer um, sondern nutze sie für deinen Weg in die Zukunft.
Nach circa drei Monaten konnte ich mich mit meinem behandelten Facharzt schon auf einer fachlichen Ebene unterhalten, was sogar soweit führte, dass wir gemeinsam einen öffentlichen Fachvortrag in der Uniklinik besuchten und im Anschluss gemeinsam die nächsten Schritte meiner Behandlung anpassten. Auch heute noch bin ich in der Obhut des Oberstabsarztes M. aus dem Bundeswehrzentralkrankenhaus in meiner Stadt, dem ich auf diesem Wege noch mal danken möchte.
Der Dank geht auch an meinen Truppenarzt Dr. A., der mich vor Ort nicht nur medizinisch versorgt, sondern auch auf meine Psyche achtet und mit unterstützt.
Nachdem ich nun medizinisch gut aufgestellt war und mich die Krankheit mit nichts mehr überraschen konnte, musste ich erst mit meiner Familie und danach mit meinen Vorgesetzten auf meiner Dienststelle den weiteren Werdegang besprechen.
Da ich schon immer ein Macher war, musste eine Veränderung her. Sich auf der Krankheit ausruhen und sie immer als Ausrede zu benutzen, hat die Krankheit einfach nicht verdient. Aufmerksamkeit sollte sie nur in den seltensten Momenten bekommen.
„Ich bestimme die Krankheit, die Krankheit nicht mich!“.
Ich möchte eine Liedzeile von Mark Forster „Sowieso“ zitieren:
Egal was kommt, es wird gut, sowieso, immer geht eine neue Tür auf, irgendwo.
Auch wenn’s grad nicht so läuft, wie gewohnt, egal es wird gut, sowieso.
Diese Zeilen singe ich stets vor mich hin, wenn’s mal wieder nicht so gut läuft und überlege mir immer direkt, welchen positiven Dinge dadurch trotzdem für mich eine neue Tür aufmachen.
Bestes Beispiel ist das neu gewonnene Familienleben. Aufgrund der Krankheit wurde ich durch den Arzt für Auslandseinsätze als untauglich eingestuft. Genau das, was ich für mein Leben gerne gemacht habe, darf ich bzw. kann ich nicht mehr. Anstatt das Leben zu verfluchen und mich darüber aufzuregen, dass ich kein Ziel mehr habe, filterte ich mir den positiven Nutzen heraus.
Ich bin jetzt ständig zuhause, super. Nicht wie früher, wo ich monatelang in fremden Ländern unter
zahlreichen Gefährdungen arbeiten musste. Meine Familie findet es großartig, dass ich jetzt in Sicherheit zu Hause am Familienleben täglich teilnehmen kann. Besser kann’s ja nicht sein, danke, AIH. Ich habe wieder ein normales Familienleben. Egal wie schlimm die Erkrankung auch ist, sie bringt mir in diesem Beispiel sogar etwas Positives zurück.
Zurück zu meinem beruflichen Werdegang. Ich arbeite jetzt hauptsächlich am Schreibtisch und kann meine ganze Energie in geistig fordernde Arbeiten legen. Ja, auch das füllt mich mittlerweile aus und ich konnte mich schon mit Fachexpertise beweisen. Das tut dem Selbstwertgefühl total gut und motiviert für mehr, trotz gesundheitlicher Einschränkung. Ein Traum für den, der versucht, eine neue Tür aufzumachen und der nicht der verschlossen Tür hinterherweint.
Wie schon gesagt: das Glas ist halb voll, nicht halb leer.
Auch wenn es sich skurril anhört, für mich ist mittlerweile die Autoimmune Hepatitis zur zweiten Chance geworden. Jetzt, im Frühling 2019, habe ich auch so langsam mit Begleiterscheinungen der Leberentzündung und Nebenwirkungen der Medikamente zu kämpfen.
Ich kann es nicht ändern. Was ich aber ändern kann ist, neue Herausforderungen zu suchen um mich in meiner Persönlichkeit noch weiterzuentwickeln und zu stärken. So beginne ich jetzt außerhalb der Bundeswehr, mir ein zweites Standbein als Redner, Trainer bzw. Coach aufzubauen. Besucht mich doch einfach mal bei Instagram unter @MikePrepared. Gerne könnt Ihr mir dort auch über eine direkte Nachricht ein Feedback geben oder mir Eure Geschichte erzählen
Abschließend würde ich gerne meine Botschaft nochmal zusammenfassen.
Sieh deine Krankheit nicht als Bestrafung, sondern glaube daran, dass es eine neue positive Herausforderung für dich ist. Zeige ihr, wer das Sagen hat. Orientiere dich in die Zukunft und vielleicht geht für dich ja eine Tür auf, hinter der du dich neu verwirklichen kannst. Trenne dich von Menschen, die dich herunterziehen und nimm dir erfolgreiche Macher als Vorbild. Umgib dich mit positiv eingestellten Denkern. Überlege, was dir besonders Spaß macht und was du trotz gesundheitlicher Einschränkung gerne ausübst. Setze deine Energie genau darein, und eventuell bist du ja der, der mit einem Kochkurs auf der Abendschule anderen beibringt, wie man gesünder Essen zubereitet.
Und schon hast auch du, die zweite Chance, die dir die Krankheit gibt, erfolgreich erkannt.
Falls dein Körper durch die Erkrankung wieder einmal rebelliert, suche dir Halt bei deinen Angehörigen und bedanke dich im Anschluss dafür. Zeig Ihnen, dass du die Krankheit bestimmst, nicht umgekehrt. So nimmst du Ihnen die Angst, die sie um dich haben
Nicht könnte, hätte, wenn, würde ………. sondern MACHEN!
Ich denke an Euch
Michael