4. November

Ausblick in die Zukunft der Hepatitis-C-Therapien

Mehrere Zulassungsstudien mit neuen Hepatitis-C-Substanzen wurden bereits abgeschlossen und die Zulassung beantragt. Falls nicht noch unvorhergesehene Nebenwirkungen auftreten, könnten ab 2014 mehrere neue Substanzen die Marktzulassung erreichen.
Bei der Auswahl der Medikamente wird es wichtiger denn je, auf den Genotyp des jeweiligen Patienten zu achten. Was bei einem Genotyp hochpotent ist, kann gegen einen anderen Genotyp kaum oder gar nicht wirksam sein.

Künftige Therapien ab 2014 je nach Genotyp anders

 

Genotyp 1

Peg-Interferon und Ribavirin bleiben 2014 zunächst noch Teil der Therapie. Drei neue antivirale Substanzen könnten 2014 als Kombinationsmedikamente zur Dreifach-Therapie zugelassen werden: Sofosbuvir, Simeprevir und Faldaprevir. Diese Substanzen erwiesen sich in den Zulassungsstudien als besser verträglich und mindestens so wirksam wie die Proteasehemmer der ersten Generation (Boceprevir und Telaprevir).
2015 und in den darauffolgenden Jahren könnten verschiedene Interferonfreie Kombinationstherapien für den Genotyp 1 zugelassen werden.

Genotyp 2 und 3

Ab 2014 könnte die erste Interferon-freie Therapie für diese Virustypen zugelassen werden: Eine zwölfwöchige Therapie mit Sofosbuvir und Ribavirin wurde für beide Genotypen erprobt. Gegen den Genotyp 2 war die Kombination sehr effektiv. Beim Genotyp 3 wurden die Studienziele ebenfalls erreicht, die Ansprechraten waren jedoch niedriger als erwartet. Aus diesem Grund wird für den Genotyp 3 nun eine verlängerte Therapie über 24 Wochen untersucht.

Genotyp 4, 5 und 6

Auch hier bleiben Peg-Interferon und Ribavirin zunächst noch Teil der Therapie. Ab 2014 könnte Sofosbuvir als zusätzliche Substanz zugelassen werden. Damit stünde dann auch für diese Genotypen eine besser wirksame Dreifachtherapie zur Verfügung.

 

Neue Substanzen zum Teil jetzt schon eingesetzt

In Japan wurde der Proteasehemmer Simeprevir kürzlich zugelassen. In den USA wird die amerikanische Arzneimittelbehörde im Dezember 2013 endgültig über die Zulassung von Simeprevir und Sofosbuvir entscheiden. Bei einem ersten Treffen wurde vom FDA-Panel bereits eine entsprechende Empfehlung ausgesprochen.
In Europa stehen die Zeichen für eine baldige Zulassung ebenfalls günstig. Die europäische Arzneimittelbehörde EMA empfahl im Oktober 2013, den Polymerasehemmer Sofosbuvir bereits jetzt – noch vor der Zulassung – für eine besonders gefährdete Gruppe von Hepatitis-C-Patienten zugänglich zu machen: Für Patienten, die auf der Warteliste für eine Lebertransplantation stehen, oder nach der Transplantation eine schwere Reinfektion mit Hepatitis C erleiden, gibt es bisher kaum Therapiemöglichkeiten. Sofosbuvir solle im Rahmen eines „Compassionate Use“ ab sofort für diese Patienten zur Verfügung gestellt werden, erklärte die EMA. Unter „Compassionate Use“ versteht man den Einsatz (noch) nicht zugelassener Arzneimittel bei schwerstkranken Patienten, die mit zugelassenen Arzneimitteln nicht zufriedenstellend behandelt werden können.

 

Antivirale Therapie nach 2014/15

Weitere Kombinationstherapien mit und ohne Interferon werden bereits für alle Genotypen (1–6) untersucht. Für den Genotyp 1 sind diese Studien zum Teil schon weit fortgeschritten. Die Entwicklung Interferon-freier Therapien für die Genotypen 4 bis 6 ist noch in einem etwas früheren Stadium.

 

Könnte Hepatitis C bald ein gelöstes Problem sein?

Die derzeit rasante Entwicklung der Hepatitis-C-Therapie kann man als medizinische Revolution bezeichnen. In naher Zukunft kann wahrscheinlich die große Mehrheit der Hepatitis-C-Patienten geheilt werden. Frühe Studienergebnisse lassen hoffen, dass auch resistente Hepatitis-C-Virusstämme eliminiert werden können, die durch eine erfolglose antivirale Therapie entstanden sind. Allerdings wäre es voreilig, das Problem der Resistenzen schon als gelöst zu betrachten: Hepatitis-C-Viren sind sehr wandelbar und anpassungsfähig, daher ist nicht auszuschließen, dass bestimmte Resistenzen doch zu Problemen auch beim nächsten Therapieversuch führen.
Optimismus ist berechtigt – doch es wäre voreilig zu behaupten, dass das globale Problem „Hepatitis C“ bald allein dank besserer Medikamente gelöst sein wird; denn auch das beste Medikament kann nicht wirken, wenn es nicht beim Kranken ankommt.
Die Mehrzahl der Hepatitis-C-Patienten wurde bisher noch nicht einmal diagnostiziert. Da die Leber kein Schmerzempfinden hat, ahnen viele Betroffene Jahrzehnte lang nichts von ihrer Infektion, bis Spätfolgen auftreten. Viele Patienten leiden bereits an Zirrhose und Leberkrebs und für viele dieser Betroffenen kommen die neuen Therapien zu spät.

Autor: Redaktion Leberhilfe | Köln

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