26. Januar

Auch pflanzliche Heilmittel können leberschädlich sein!

Inhaltsstoffe bei alternativen Substanzen oft nicht vollständig angegeben:

Die Deutsche Leberhilfe e.V. macht auf die möglichen Nebenwirkungen von Naturheil- und Nahrungsergänzungsmitteln auf die Leber aufmerksam; Leberschäden sind hier ebenso möglich wie mit chemisch definierten Arzneimitteln.

Bei einer akuten oder chronischen Lebererkrankung wird oftmals nach Medikamenten als Ursache für geschädigte Leberzellen, Gallenstau oder eine Leberverfettung gefragt. Doch auch wenn die Aufmerksamkeit für toxische Leberschäden durch Arzneimittel  gestiegen ist, werden selbst unter Medizinern die Auswirkungen von angeblich harmlosen Ergänzungspräparaten diätetischer oder pflanzlicher Herkunft oft unterschätzt.

Dabei nehmen alternative Substanzen eine zunehmende Bedeutung bei toxischen Leberschäden ein, davon ist die Deutsche Leberhilfe überzeugt: „Das liegt auch daran, dass viele dieser Präparate unzureichend gekennzeichnet sind“, kommentiert Privatdozent Dr. Anton Gillessen, Beiratsmitglied der Leberhilfe. Dies zeigte jüngst eine amerikanische Studie des Forschers Dr. Navarro1, die im Oktober 2017 in Washington präsentiert wurde. Demnach werden die Inhaltsstoffe von Naturheil- und Nahrungs­ergänzungsmitteln oft falsch oder unvollständig angegeben.  Dies müsse als ein wesent­licher Grund für Schädigungen der Leber mit solchen Mitteln angenommen werden, so das Studienergebnis.

Obwohl sich die Untersuchungen auf die USA beziehen, dürfte das Problem auch hierzulande groß sein, „nicht nur, weil viele solcher Produkte aus den USA zum Teil auch bei uns eingeführt oder über das Internet angeboten werden“, so Gillessen. Die Etikettierung von Naturheilmitteln wird oftmals nicht hinterfragt, weil viele Verbraucher Mitteln, auf denen von „Natur“ oder „pflanzlich“ geschrieben steht, nahezu blind vertrauen. Dabei muss gerade bei Verdacht auf einen toxischen Leberschaden rasch gehandelt und das möglicherweise verantwortliche Medikament oder Naturheilmittel schnell abgesetzt werden. „Oft werden pflanzliche Mittel oder Supplemente auch überdosiert oder trotz Warnzeichen wie Übelkeit und gelber Augen weiter genommen, weil Patienten meinen, sich damit etwas Gutes zu tun“.

Dass Leberschäden durch chemische Arzneimittel möglich sind, ist dagegen schon lange bekannt. Insbesondere das frei verkäufliche Paracetamol ist dafür berüchtigt, in Überdosis sogar Leberversagen zu verursachen. Die Betonung liegt hier auf „Überdosis“, denn Paracetamol kann in geringen Mengen oft sogar von Leberkranken eingenommen werden. Doch bei einer Überdosierung entwickelt sich Paracetamol zu einem gefährlichen Schädling für die Leber.

Bei Verdacht muss mit ärztlicher Hilfe geklärt werden, ob ein bestimmtes Medikament oder Naturheilmittel tatsächlich für eine Lebererkrankung verantwortlich ist. Hierzu gehört nicht nur eine Befragung des Patienten. Wichtig ist auch, andere Erkrankungsursachen auszuschließen wie zum Beispiel Hepatitis-Infektionen. „Ein Fazit kann sein, dass wir mit unserem behandelnden Arzt offener über alle Mittel sprechen, die wir einnehmen. Auch wenn diese nicht verschreibungspflichtig sind oder gemeinhin als problemlos gelten: Der Mediziner sollte stets über alle Ihre Medikamente, Naturheilmittel und Supplemente Bescheid wissen“, so Gillessen abschließend.

Dennis Riehle

 

Autor: Dennis Riehle

Quelle:

1 Navarro VJ et al.: The Frequency of Herbal and Dietary Supplement Mislabeling: Experience of the Drug Induced Liver Injury Network. AASLD 2017, abstract 264.

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